Standpunkte 4/2019

Fotos: Christian Augustin „I‘ll be back“, skandiert Arnold Schwarzenegger als „Terminator“ in der gleichnamigen US-Spielfilmreihe. Und in Stanley Kubricks „Odyssee im Weltraum“ löscht der Bordcomputer HAL – eine Anspielung auf den Tech- nologiekonzern IBM – die gesamte Besatzung eines Raumschiffs aus. Solche Bilder stehen manchen Men- schen vor Augen, wenn von KI, künstlicher Intelligenz, die Rede ist. „Wir sollten den Begriff der künstlichen Intelligenz dringend entmystifizieren“, rät Jan Balcke, Projekt- leiter HR 4.0 bei Airbus Commercial in Deutschland. Denn nicht nur „Terminator“ und HAL geistern durch die Köpfe, sondern auch die Angst vor Aufgabenverla- gerung oder massivem Jobabbau als Folge von KI-An- wendungen. „Wir wollen den Einsatz von KI im produk- tionsnahen Kontext nüchtern, aber mit dem Fokus auf die Chancen für alle Beteiligten, analysieren“, sagt der Human-Relations-4.0-Experte. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten schnell an Innovations- und Wirtschaftskraft verliere. Dabei, sind sich die Fachleute einig, liegt gerade in der industriell genutzten KI großes Potenzial, insbesonde- re für eine Industrienation wie Deutschland. So prog- nostiziert die Unternehmensberatung Roland Berger beispielsweise ein zusätzliches Wirtschaftswachstum in Westeuropa bis 2035 von rund 420 Milliarden Euro – allein durch intelligente, digital vernetzte Systeme und Prozessketten. Die Einsatzfelder reichen von Bilderken- nung in der Produktion über Assistenzsysteme in der Montage und autonomes Fahren bis hin zu Qualitäts- kontrolle und optimiertem Ressourcenmanagement. Geforscht wird zu dem Thema seit mehr als 30 Jahren – vor allem auf den Feldern Mathematik, Informatik, Sprach- und Bilderkennung, Robotik, aber auch Psycho- logie, Philosophie und Rechtswissenschaft. Eine allge- meingültige Definition von KI gibt es dennoch nicht. Informatik statt Intelligenz Jan Balcke ordnet den Begriff KI augenzwinkernd als „künftige Informatik“ ein und orientiert sich dabei am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelli- genz (DFKI). Gemeinsam mit weiteren Partnern arbei- ten Airbus und DFKI seit rund einem Jahr an dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförder- ten Projekt NAWID. Durch die modellhafte Anwendung in „unternehmensspezifischen Bildungsräumen“ soll die auf die Aus- undWeiterbildung fokussierte Nutzung KI-basierter Assistenz- und Wissensdienste erforscht Gibt Entwicklungs- projekten den Raum, ihre Anwendbarkeit arbeitsplatznah zu testen: Jens Gärtner, Leiter Learning & Exploration Factory Airbus. Seit der industriellen Revolution kursiert die Mär vom Arbeitsplatz­ abbau als Folge technologischen Fortschritts. Einige norddeutsche Unternehmen begegnen diesem Vorurteil, indem sie neue Entwicklungen gemeinsam mit den Mitarbeitern testen und weiterentwickeln. Von Mensch zu Maschine 14 4/2019 Standpunkte NORDMETALL 15 4/2019 Standpunkte NORDMETALL

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