Standpunkte 4/2018
Hans-Georg Frey, Vorstands vorsitzender Jungheinrich AG, vor einem historischen Gabel- stapler „Ameise“. Hans-Georg Frey JUNGHEINRICH Schlagfertig ist Hans-Georg Frey alle- mal: Ob ihm, dem gebürtigen Stuttgar- ter, vor elf Jahren der Wechsel in den ho- hen Norden nicht schwer gefallen sei? „Och noi“, verneint er launig in betont schwäbischem Singsang: „Hier in Ham- burg sagt man ‚Schiff ahoi‘, am Bodensee heißt es ‚Hoi a Schiff‘“! Sagt’s und schaut sein Gegenüber ein bisschen forschend an, als wolle er fra- gen: Hat die kleine Anekdote gesessen? Hat sie. Hans-Georg Frey, wie immer im klassischen Zwirn, mit weißem Ein- stecktuch und dezent gelb gemusterter Krawatte zum Gespräch erschienen, würde anstandslos als Hamburger Kaf- feekaufmann alter Schule durchgehen. Der Volljurist aus dem deutschen Süd- westen ist aber seit 2007 Vorsitzender des Vorstands der Jungheinrich AG. Das Familienunternehmen mit Weltgeltung aus Hamburg-Wandsbek steuerte der be- harrliche Manager auf den Platz drei im globalen Markt für Flurförderzeuge, La- ger- und Materialflusstechnik, hinter Toyota und Kion. Eine Erfolgsgeschichte, die für Frey im nächsten Jahr mit einem Rollentausch weitergeht: Der 62-Jährige wechselt an die Spitze des Aufsichtsrats, übergibt seinem bisherigen Vertriebs- vorstandDr. Lars Brzoska denVorstands- vorsitz. Krise zum Start Am Anfang seiner Zeit auf dem Chefses- sel stand für Hans-Georg Frey gleich die Krise: „Ich war keine eineinhalb Jahre hier, da kam die Lehman-Brothers-Pleite und der Markt für Stapler halbierte sich zwischen Ende September und Weih- nachten 2008 in gerade 12 Wochen.“ Kosten senken wo es nur ging, sozialver- träglich die Mitarbeiterzahl von 11.000 auf knapp 10.000 senken, das war eine „extrem unangenehme Zeit, die mir schlafose Nächte bereitet hat“, erinnert er sich. Glück im Unglück: Die beiden Familienstränge des Unternehmens- gründers Dr. Friedrich Jungheinrich, der das Gabelstaplerunternehmen 1953 in Hamburg gründete, standen im welt- weiten Krisensturm fest zusammen: „Der Senior-Gesellschafter Franz Gün- ther Wolf kam damals zu mir und sagte: ‚Keine Sorge, das ist nicht die erste Krise, die wir zu meistern haben, dann zahlen TERMIN BEIM CHEF Foto: Christian Augustin 41 4/2018 Standpunkte NORDMETALL
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