Standpunkte 4/2018

SERIE WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG 3 ImWohnmobil bereiste das Ehepaar Angelika und Peter Zimmermann vor ein paar Jahren die Region zwischen Schweriner See und Ostseestrand. Nicht, um Urlaub zu machen, sondern um sich nach geeigneten Flächen für die Ansiedlung seiner Unternehmensfiliale umzuse- hen. Die Ingenieure aus Markdorf am Bodensee stellen Flugzeugsitze her. Ihre ZIM Flugsitz GmbH ist bei allen großen Airlines im Geschäft. Zwischen 2010 und 2016 produzierte das Unternehmen rund 65.000 fliegende Sessel für die Economy-, Premium- und Businessclass. Weil die Produktionskapazitäten amheimischen Stand- ort nicht mehr erweitert werden konnten, schauten sich die Ingenieure in Mecklenburg-Vorpommern um. Und sie wurden fündig. Seit März 2017 fertigt die Firma nun in Schwerin in einer nagelneuen, 5.000 Quadratmeter großen Produktions- halle mit angrenzendem, rund 2.000 Quadratmeter umfassendemBürotrakt. 80Mitarbeiter stellen pro Jahr 20.000 Flugzeugsitze her. Insgesamt flossen neun Mil­ lionen Euro in die neue Produktionsstätte. Das Schweri- ner Wirtschaftsministerium unterstützte die Ansied- lung mit rund 2,1 Millionen Euro aus Mitteln der Ge- meinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE). Unternehmerfreundliche Atmosphäre Ausschlaggebend für die Entscheidung seien mehrere Faktoren gewesen, berichtet Angelika Zimmermann. Natürlich die Nähe zum Kunden Airbus und zum Ham- burger Hafen, ebenso aber auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt. „Wir brauchen qualifizierte Arbeitskräf- te und die finden wir hier“, sagt die Unternehmensche- fin – keine Selbstverständlichkeit mehr im Norden. Un- ter anderem hebt sie die Hochschullandschaft hervor. „Wir haben schon einige junge Akademiker ausWismar eingestellt, die sich schnell zu einer Stütze für unser Un- ternehmen in Schwerin entwickelt haben“, erzählt sie und fügt einen weiteren Pluspunkt an: „Wir wurdenmit offenen Armen empfangen. Die unternehmerfreund­ liche Atmosphäre und die Bereitschaft, uns zu unter- stützen, haben uns überzeugt.“ Michael Sturm, Geschäftsführer der Landeswirt- schaftsförderungsgesellschaft Invest in Mecklen- burg-Vorpommern, hört’s gern: „Wir haben uns zu ei- nem anerkannten Wirtschaftsstandort entwickelt, ver- fügen über ausreichend freie Flächen auch und gerade an der Kaikante und haben ein großes Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften“, wirbt er und weist auf ei- nen weiteren Umstand hin: „Rund 74.000 Arbeitneh- mer aus Mecklenburg-Vorpommern fahren zur Arbeit in ein anderes Bundesland. Das Arbeitskräftepotenzial möglicher Rückkehrer ist daher sehr groß.“ Gute Bedingungen für Start-ups Auch das Potenzial angehender Fach- und Führungs- kräftewächst.Was kaum jemandweiß: Das amdünnsten besiedelte Flächenland der Bundesrepublik hat, gemes- sen an der Einwohnerzahl, die höchste Hochschuldichte Deutschlands. Auch bei der Ausstattung mit Fördergel- dern ist Mecklenburg-Vorpommern gut aufgestellt. Al- lein an europäischen Mitteln stehen zwischen 2014 und 2020 rund 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Gute Startbedingungen auch für Unternehmensgrün- der. Lars Frahm und Andreas Exler, Wirtschaftsingeni- eure aus Hamburg, bestätigen das. Noch während ihrer Flächen, Fachkräfte und ein Faible für Unternehmer Es ist eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen: Mecklenburg-Vorpommern . Seit Jahren intensiviert das Bundesland zwischen Elbe, Ostsee und Oder aber auch seine Bemühungen zur Erweiterung der industriellen Basis. Die Lage zwischen den Metropolregionen Hamburg und Berlin, gut ausgebildete Fachkräfte sowie zahlreiche freie Gewerbeflächen sind Pluspunkte beim Wettbewerb um Investoren und Industrieansiedlungen. Standpunkte war in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Foto für Illustration: Shutterstock, koya979 Foto: ZIM Das süddeutsche Unternehmen ZIM Flugsitz GmbH produziert seit rund eineinhalb Jahren in Schwerin. In der Landeshauptstadt entstand ein neues Werk, in dem rund 80 Mitarbeiter jährlich 20.000 Flugzeugsitze herstellen. 16 4/2018 Standpunkte NORDMETALL 17 4/2018 Standpunkte NORDMETALL

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