Standpunkte 3/2018
SERIE WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG 2 Immer wenn eine Ariane-Trägerrakete vom europäi- schen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guya- na ins All startet, drücken Airbus-Mitarbeiter in Bre- men die Daumen. Denn in der Hansestadt wird die Oberstufe der Rakete gebaut; von hier aus geht sie auf die Reise ins All. Am Anfang aber noch ganz langsam. Auf einem Schwertransporter rollt das tonnenschwere Teil im Schritttempo aus demWerk fünf Kilometer weit in den Neustädter Hafen. Hier wird es auf ein Schiff ver- laden und nach Südamerika gebracht. Der Neustädter Hafen ist nicht nur Deutschlands süd- lichster Seehafen, sondern auch Europas zweitgrößter Hafen für den Umschlag von Industrieanlagen und gro- ßen, schweren, sperrigen Gütern. Der Fachmann sagt Breakbulk dazu und meint Waren, die aufgrund ihrer Abmessungen, ihres Gewichts oder ihrer Stückzahl indi- viduell verladenwerdenmüssen. Das kann nicht jeder. In der Wesermetropole jedoch verfügen zahlreiche Unter- nehmen über dieses Know-how. Darauf sind die Bremer stolz. Und sie freuen sich, dass sie Antwerpen, Europas Nummer eins im Business, die weltweit führende Fach- messe „Breakbulk Europe“ abgeworben haben. Die Hafengesellschaft bremenports, die Messe Bremen und die BTZ Bremer Touristik-Zentrale hatten sich seit Jahren um die Ausrichtung der Veranstaltung bemüht. Ende Mai konnten sie sich über 10.000 Besucher freuen: Die sorgten nicht nur für mindestens 20.000 Übernach- tungen, sondern ließen auch jede Menge Geld in der Stadt. „Jeder auf der Messe investierte Euro führt dazu, dass fünf weitere Euro amStandort bleiben“, rechnet Mi- chael Skiba, Marketingchef von bremenports, vor. Macht kurzfristig eine Summe von 25 Millionen Euro, langfris- tige Folgen nicht eingerechnet. Start-ups: gute Idee allein reicht nicht Von dauerhaften Entwicklungen können viele Unter- nehmensgründer nur träumen, dabei muss Erfolg auf lange Frist gesehen Ziel eines jeden Unternehmens sein. Vielen Start-ups aber geht schon frühzeitig die Puste aus. „Eine gute Idee allein reicht eben nicht. Sie müssen auch Marketingwissen besitzen, Netzwerke aufbauen und vor allem Kapital akquirieren“, sagt Ralf Stapp, Ge- schäftsführer der landeseigenen Bremer Aufbau-Bank, BAB. Sein Institut will Gründern genau dabei helfen – mit Beratungs- und Finanzierungsangeboten aus einer Hand. „Dafür haben wir das Starthaus geschaffen, eine Institution, in der alles unter einem Dach konzentriert ist“, so der Banker. Sein Credo: das Prinzip der kurzen Wege optimieren und vormals dezentrale Angebote bündeln. Und das auch imWortsinne unter einemDach. Derzeit arbeitet das Starthaus einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt in der Wachtstraße, ab Mai 2019 zieht es in neue Räume an den Domshof um. In der neuen Immobilie will Stapp auch Co-Working-Be- reiche einrichten. Dort könne sich der „Spirit der Grün- der-Community“ dann ungehindert entwickeln. Aller- dings: Geld zu verschenken hat auch die BAB nicht. Auch Gründer müssten Kreditantragsverfahren stellen, Businesspläne vorlegen und durch ihre Persönlichkeit überzeugen. Überdies gilt: Mit der Crowdfunding-Platt- form „Schotterweg“ hat Bremen eine Möglichkeit dafür geschaffen, dass Gründungsideen von interessierten Bürgern finanziert werden. Vom Start-up zum Software-Schwergewicht 750 Kilometer Küstenlinie, Wasser, Watt und Wellen – keine Frage, die Region zwischen Ems und Elbe ist maritim geprägt. Gleichwohl stehen industrielle Leuchttürme wie die Meyer Werft in Papenburg, VW in Emden oder Airbus und Mercedes in Bremen stellvertretend für eine Region, die den Strukturwandel aktiv angeht. Dabei ziehen Wirtschaftsförderer immer häufiger an einem Strang und arbeiten über Ländergrenzen hinweg zusammen. Standpunkte hat in Bremen und Nordwestniedersachsen recherchiert. Foto für Illustration: Shutterstock Foto: bremenports, Marcus Lorenczat Besuchernagnet „Breakbulk“: Erfolg für Bremens Wirtschaftsförderer, die erstmals die internationale Fachmesse in die Hansestadt holten. Neben dem fiskalischen Nutzen bleibt ein Imagegewinn für den Messeplatz Bremen. 16 3/2018 Standpunkte NORDMETALL 17 3/2018 Standpunkte NORDMETALL
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