Standpunkte 3/2018

Im ostfriesischen Uplengen ist die Welt noch in Ordnung – zumindest für all jene, die Mobiltelefonie und Internet verteu- feln. „Kein Netz“ zeigt das Display des Smartphones an. Nicht nur für Unterneh- men bedeutet das einen nicht wettzuma- chenden Standortnachteil. Auch ein mo- derner Schulbetrieb ist ohne schnelles In- ternet heute kaum noch vorstellbar. Deshalb sagt Klaas Krieger, stellvertre- tender Schulleiter der Oberschule Uplen- gen, nicht ohne Stolz: „Wir sind die einzi- ge Schule imLandkreis Leer, dieWLAN in VDSL-Qualität anbietet.“ Dafür hat der 34-Jährige in enger Zusammenarbeit mit dem Schulamt des Landkreises Leer eini- ges Geld in die Hand genommen, um in der Schule diverse Access Points anzu- bringen, die das Funknetz mit dem Glas- faseranschluss imOrtskern von Uplengen verbindet. Auch die Uhren scheinen an der Oberschule Uplengen in der Gemeine Remels schneller zu ticken als andern- orts in Ostfriesland. Besonders spürbar ist das seit rund zweieinhalb Jahren. Die einst beschauliche „Schule im Grünen“, so der Schul-Slogan, besitzt mittlerweile einen gymnasialen Zweig und zieht mit 90 Anmeldungen pro Jahr fast doppelt so viele Schülerinnen und Schüler an als noch 2015. Ein Erweiterungsbau inklusive vier neuer Technikräume ist vom Schulträger, dem Landkreis Leer, bereits genehmigt und soll innerhalb der kom- menden zwei Jahre auf dem weitläufigen Schulgelände hochgezogen werden. Praxisorientiertes, experimentelles Lernen steht ganz oben auf dem Stundenplan der rund 450 Schülerinnen und Schüler. Zu Beginn der 9. Klasse wählen sie eines der Profilfächer Technik, Wirtschaft oder Gesundheit und Soziales. Übergreifend arbeiten sie anschließend zwei Jahre lang in der Schülergenossenschaft „Sülvst- maakt“ – plattdeutsch für „selbst gemacht“ – zusam- men. Vorausgesetzt, sie bestehen das Auswahlverfah- ren inklusive Bewerbungs- und Motivationsschreiben, Lebenslauf und Vorstellungsgespräch vor Vorstand und Aufsichtsrat. „Wie im richtigen Leben“, sagt Krieger. „Mit ,Sülvstmaakt‘ macht unsere Schule einen großen Schritt auf die Wirtschaft zu. Das fängt mit dem Bewer- bungstraining an und gipfelt in der Projektumsetzung samt Sponsorensuche.“ Preisgekrönte Genossenschaft Tatsächlich ist die Schülergenossenschaft aus der Ge- meinde Remels nicht mehr wegzudenken. Die rund 50 Genossen, alles Neunt- und Zehntklässler, fertigen Bän- ke aus lokal geschlagenemHolz oder für das benachbar- te Familienzentrum beleuchtete Spiegeltische und Brettspiele mit XXL-Spielfiguren aus dem 3-D-Drucker für Senioren. Alles mit eigener Angebots- und Rech- nungserstellung, Preiskalkulation, Konzeption und ei- gener Vermarktung. 2017 gewann die Oberschule Uplengen mit „Sülvst- maakt“ den Easycredit-Preis für finanzielle Bildung. Vom Preisgeld – beachtliche 8.250 Euro – kauften die Schüle- rinnen und Schüler mit Unterstützung von Klaas Krieger und Lehrerin Tanja Ostendorf einen Zweiachsanhänger mit Gitter- und Planenaufsatz sowie Kippfunktion. Der Verkäufer, ein lokal ansässiges Unternehmen, räumte In der Schülergenossenschaft „Sülvstmaakt“ führt die Oberschule Uplengen ihren Technik- und Wirtschaftsunterricht wirkungsvoll zusammen. Das hat auch die Jury des Exzellenz- Netzwerks MINT-Schule Niedersachsen beeindruckt. Alles selbstgemacht Seit dem Spätsommer 2016 restauriert der Profilkurs Technik an der Oberschule Uplengen einen Porsche Junior Traktor, Baujahr 1959. Ein Sponsor stellte dafür 10.000 Euro zur Verfügung. Fotos: Alexander Spiering 12 3/2018 Standpunkte NORDMETALL 13 3/2018 Standpunkte NORDMETALL

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